Wenn sich ein Problem hartnäckig hält, hat meist jemand ein Interesse daran, daß es nicht gelöst wird …
Für wen könnte die "Nicht-Lösung" eines Problems ein Vorteil sein?
Das mag auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Frage sein. Wie kann man denn einen Vorteil von Problemen haben?
Dazu drei kurze Szenarien, die deinen Blick darauf erweitern:
- Stell Dir vor, du hast 10 Mitarbeiter in deiner Abteilung. Die Arbeit stapelt sich und eigentlich brauchst du zusätzliche Mitarbeiter, die aber aufgrund der angespannten Kostensituation nicht eingestellt werden können. Neue Prozesse und eine neue Software wären dazu in der Lage, die anfallende Arbeit mit der bestehenden Mannschaft abzuwickeln und man könnte sogar noch drei Personen einsparen, sodass sich dein Team auf sieben Personen reduzieren würde. Was geht jetzt in dir vor? Stehst du vollumfänglich hinter der Lösung?
- Stell dir vor, du bist der Verkaufsleiter für ein früher einmal sehr erfolgreiches Print-Magazin. Die Verkaufszahlen gehen immer weiter zurück und es ist offensichtlich, das sich etwas ändern muss. Es gibt Ideen, das Blatt zu digitalisieren und durch neue Inhalte zusätzliche Kundensegmente zu erschließen. Allerdings hast du keine bis wenig Qualifikationen im digitalen Umfeld. Was könnten deine möglichen Gedankengänge sein?
- Stell Dir vor, du hattest eine wenig erfreuliche Kindheit. Die Narben der Verletzungen deiner kindlichen Seele wohnen noch immer in dir. Du weißt, das du dieses Leben nicht weiterleben musst, sondern dich verändern und ein selbstbestimmtes Leben führen kannst. In jedem deiner Gespräche offenbarst du jedoch, was dir widerfahren ist und erntest dadurch Mitleid, Fürsorge und Aufmerksamkeit. Was würde passieren, wenn du dich tatsächlich dafür entscheidest, dir selber eine neue, fröhliche Story zu erzählen und damit nach außen zu gehen?
Der Gegenspieler von Problemlösungen
Anhand dieser drei Beispiele kannst du vielleicht bereits erkennen, das jedes Problem einen Gegenspieler hat, der es bewahrt und zukunftsfähige Lösungen verhindert. Verlustängste wie z.B. Angst vor Machtverlust, Angst, nicht mehr anerkannt oder unterstützt zu werden oder auch die Angst davor, was man wohl vorfindet, wenn man seinen eigenen Probleme gegenüber gnadenlos offen in die Augen schaut, sind nur wenige der möglichen Kontrahenten auf dem Spielfeld konstruktiver Problemlösungen.
Schau hinter die Fassade
Blockaden die daraus entstehen, kosten Unternehmen extrem viel Geld und es ist erstaunlich, mit welcher Hartnäckigkeit sich Probleme halten und verfestigen. Ich möchte dich dazu ermuntern,
- bei jeglichem Widerstand zu Problemlösungen hinter die Fassade zu schauen. Wer hat einen Vorteil davon, daß dieses Problem noch nicht gelöst wurde?
- Und sobald du das identifiziert hast, denkt gemeinsam darüber nach, wie der Vorteil bzw. die Ängste dahinter sinnvoll adressiert und neutralisiert werden können.
- Welche Chancen ergeben sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln? Mitarbeitern oder allgemein gesprochen, den Menschen, helfen in diesen Situationen Perspektiv-Wechsel und die Auflösung des eigenen Dramas, bevor der Weg für konstruktive Lösungen frei wird. Ein erfahrener Mentor oder ein Coach können hierbei sehr gut helfen und den Prozess begleiten.
Niemandem ist es möglich, völlig neutral und „logisch“ an Problemlösungen heranzugehen, wenn sie die eigene Identität betreffen. Es spielen immer die eigenen Erwartungen, Erfahrungen, Ängste und Glaubenssätze eine Rolle, die eine ganz individuelle Sichtweise mit sich bringen. Allein dieses Verständnis und der Mut, es zu hinterfragen wird dich in deiner Rolle als Führungskraft enorm weiterbringen.
Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig inspirieren, mal aus einer anderen Perspektive auf die Existenz von Problemen zu schauen. Ich wünsche dir viel Erfolg beim Blick hinter die Fassaden. Wenn du dir Unterstützung wünschst, melde dich gerne.
